ARTISTS
Rafal Bujnowski
ohne Titel, 2010
je 60 x 48 cm , 6 cm tief
Glas, Gemälde, Rohholz
© The Artist
Bei einem Museumsbesuch wurde Bujnowski so stark von einer Meereslandschaft inspiriert, dass er selbst drei Landschaftsbilder schaffte. Was ihn an der Präsentationsweise des Gemäldes des 19. Jahrhunderts faszinierte, war die Absicherung durch eine Glaswand. Das mit Vernix behandelte Bild glänzte selbst so stark, dass mehrere Spiegelungen zustande kamen, das Bild im Glas durch die Innenseite, sowie die Spiegelung des Innenraums von außen. Dadurch wurde die Tiefenillusion so verstärkt, dass das Bild noch mehr an Authenzität gewann. Genau diese Ausstellungssituation versucht Bujnowski in seinem Werk aufzugreifen.
Peggy Buth
Penetration Matters Art Piece, 2010
Wood and concrete wall, Installation / Teer, Schellack, Holz, Betonwand
Größe variabel
© The Artist / Galerie KLEMM`S Berlin
Peggy Buth zeigt mit „Penetration Matters Art Piece“ eine ihrer neuesten Arbeiten. Die wiederholte Materialschichtung von Schellack, Bitum und Teer auf der 160 x 120 cm großen Holzträger zeigt eine komplexe Oberfläche. Erscheint das Werk klar glänzend, so weist es jedoch eindeutige Spuren eines Eingriffs auf. Die Oberfläche wurde aufgebrochen, zerstört, verletzt und abgerieben. Das künstlerische Werk(en) wird zum Objekt der Begierde, der wiederholte Eingriff sowie das Eindringen in das Material erinnert an Penetration.
Markus Draper
Akte X, 2010
Video, Projektion, 4:18 min
© The Artist / Galerie Gebr. Lehmann, Berlin
Draper versucht in seinen Filmen und Filmbildern meist bewußt einfache und manuelle Verfremdungseffekte zu verwenden. Für das Video “Akte X” wurde eine Pappschablone auf das Objektiv der Kamera geklebt und im Scheinwerferlicht durchs nächtliche Gestrüpp gezerrt. Die X-Form des Bildschlitzes (-ausschnittes) referiert auf Imi Knoebels nächtliche Projektionen, aber auch auf Filme, wie “Blair-Witch-Projekt”, der nächtliche Wald als Ort ungeklärter Geheimnisse: Akte X. Das über die gesamte Bildfläche gezogene “X” ist einerseits Zeichen und Symbol von Auslöschung und Zensur, in Drapers Video ist das geschlitzte X aber auch Ort und einzigste Möglickeit für die Kamera, (schabloniert) Bildinformationen zu speichern und wiederzugeben.
Sven Drühl
ohne Titel, 2010
ca. 200 x 50 x 50 cm
© Galerie Michael Schultz, Berlin
Sven Drühls Arbeit für die Bel Etage knüpft an seine morbid-schöne Undead Reihe an. Mürbe und doch kraftvoll wirken seine Landschaften aus Dunkelheit, erbaut auf den Ruinen einstiger Meister der Malerei. Drühl erschafft ein Schwarz, das reflektiert, anstatt zu absorbieren, und somit den Raum mit einbezieht, es umschließt den Betrachter und stößt ihn gleichzeitig ab. Das Wechselspiel von Material und Textur löst bewegte Lichteffekte aus.
Gregor Hildebrandt
Kerze (Daydream Nation Sonic Youth nach Gerhard Richter), 2010
Leuchtkasten , Print, Unikat
© The Artist
Gregor Hildebrandts Arbeit referiert auf Gerhard Richters Kerze, welche 1988 auf dem Daydream Nation Cover von Sonic Youth erschien. So entstehen verschiedene Bezugsebenen hinsichtlich des Materials und des Motivs. Hildebrandt verwendet Magnettonbänder und erzielt somit einen Schleiereffekt, der sich über das Kerzenmotiv legt. Die Wahl dieses für ihn typischen Materials führt zurück zum Musikthema, welches in vielen seiner Werke eine der Hauptrollen spielt. Bei dem Werk „Kerze“, hat Hildebrandt eine Kerze auf der Oberfläche der Magnettonbänder spiegeln lassen und abfotografiert.
Martin Honert
Gespenster, 2002
4 Lichtwerfer
Projektionsfläche ca. 400 x 200 cm
© The Artist
Gespenster entstammen oft aus Gruselgeschichten – Martin Honerts Gespenster stammen aus seiner eigenen Kinderzeichnung. Um die Gespenster zum leben zu erwecken wird jedes Gespenst mit einem Scheinwerfer und einem speziellen Effektaufsatz auf die Projektionsfläche geworfen. Ob rotierende Prismen beim gehörnten , farbige Aufsätze bei mittleren oder eine geschliffene Glasscheibe beim rechten Gespenst; die kinderreiche Phantasie wird auf der Projektionsfläche zur illusionistischen Wirklichkeit.
Lisa Junghanss
Schändungsbäume, 2010
Soundinstallation, Audioloop a 4:42 min
© The Artist
In Lisa Junghanss Soundinstallation fallen ähnlich einer Écriture automatique einzelne Worte in den Raum und fügen sich zu einer Klang- und Sprachcollage zusammen. Der Zuhörer wird in eine Art Trancezustand versetzt, so wie die verzerrte, seltsam verträumt und monoton klingende Stimme zu ihm zu sprechen beginnt.
Jon Kessler
ohne Titel, 2010
Installation aus Gebetsteppich und Zeitung
© The Artist
Tief unterm Dach versteckt entdeckt man in der Bel Etage eine Installation von Jon Kessler. Wie auch in vielen seiner jüngeren Arbeiten, referiert Kesslers Arbeit auf den 09/11. Der nach Mekka ausgerichtete Gebetsteppich erscheint als künstlerische Antwort auf Krieg und Zerstörung. Es entsteht ein stiller Ort des Gebets, hinter dem sich Hass und Gewalt verbirgt
Martin Kobe
ohne Titel, 2010
Xerografie
29 cm x 21 cm
© The Artist
Die Xerografie als Arbeitsmethode war besonders während der 60er Jahre in der künstlerischen Praxis etabliert. Martin Kobe arbeitet bei dieser Arbeit mit dem Kopierverfahren der Xerografie. Hierbei werden teilweise fotografische Vorlagen mehrmals kontrolliert kopiert und in das Medium der Kopie übertragen. Das Ursprungsbild wird somit durch Licht transformiert und unter neuen medialen Gesichtspunkten rezipiert, die Kopie wird zum Original. Kobe lässt so neue grafische Formen entstehen, welche einen eigenständigen Raum ergeben und architektonische Züge besitzen.
Renata Kaminska
LUNATIK, 2010
Kinetische Lichtinstallation
Wandmalerei, Stehlampe, Schwarzes Papier, Schaltadapter
Größe variabel
© Renata Kaminska
Die Neugier an kaltem Mondlicht, das nicht einfangbare Spektrum des Lichts und die damit verbundene Konsequenz fasziniert Renata Kaminska. Das kinetische pulsieren des Mondes hat seither Einfluss auf Mensch und Tier. Lunatik- er (de) ist die Bezeichnung für Mondsüchtige und fällt mit seiner Unheimlichkeit in die uralte Tradition der menschlichen Faszination der Verbindung zwischen Vollmond und Werwolf. In der Dunkelheit der Bel Etage wird in der Arbeit „Lunatik“ ein weißer Kreis angeleuchtet, wodurch ein Vollmond entsteht. Hinter dem Licht des Mondes kommt nach 3 minütlichem Intervall ein Werwolf zum Vorschein. Das Unerwartete, das Bedrohliche, der/ das Andere tritt ebenso plötzlich hervor, wie ein beleuchtetes Fenster in der Nacht. Als männliches Pendant zur Hexe wurde der Werwolf verfolgt und hingerichtet. Mit der einhergehende Verzauberung und dem Erschrecken in der vertrauten Umgebung spielt Kaminskas Arbeit.
Elka Krajewska
Bound, 2008/2009
Video , with light score by Anthony McCall & sound score by Bunita Markus
19:22 min
© The Artist
shot during BOUND walk-through at Lehman Maupin Gallery, NYC
Elka Krajewska, geboren in Polen, arbeitet und lebt in New York. Die Künstlerin ist für ihre Videoarbeiten bekannt, welche verschiedene Medien, z.B. Musik, Photografie, Lichtkunst etc., miteinander verbinden. Hierfür arbeitet sie mit Musikern und anderen Künstlern zusammen. Ihr Werk Bound entstand als Live Performance innerhalb einer Lichtinstallation von Anthony McCall in der Lehmann Maupin Gallery New York.
Mandla Reuter
C‘era una volta il West, 2007
Photos: Jeffrey Kocher, Los Angeles 2006 , Lambda on dibond
51 cm x 41,5 cm each, framed
© The Artist / Galerie Croy Nielsen
Mandla Reuters Interesse an Raumfunktionen und Licht geht in „C‘era una volta il West“ eine starke Symbiose ein. Das wandernde Sonnenlicht kontrolliert den Raumauschnitt der Stadt. Obwohl der Ausschnitt statisch bleibt, unterliegt er dem Sonnenlicht und somit der von der Natur gegebenen Zeit. Die Sonne fordert den Betrachter auf, den zeitlichen Ablauf eines Sonnenunterganges zu imaginieren.
Egill Saebjörnsson
The Silent Maker, 2010
Glass objects, rotating platform, singe channel video and sound
© Grüsenmeyer Art gallery, Deurle, Belgium
Egill Saebjörnssons Lichtinstallation The Silent Maker von 2010 erinnert an die frühe kinetische Kunst der 20er/30er Jahre. Das Gebilde aus Glaselementen wird mit einem weißen Lichtpunkt angestrahlt. Das Licht wird gebrochen und wirft so eine Lichtprojektion an die dahinter liegende Wand, was eine Art virtuelles Volumen erzeugt. Das negative Abbild der Lichtinstallation an der Wand wirkt mysteriös und bezaubernd, da der Betrachter immer wieder die Verbindung zum materiellen Positiv suchen muss, um die kausale Beziehung zwischen Lichtquelle, Skulptur und Schattierung bzw. Projektion nachvollziehen zu können. Die Lichtprojektion zeigt Motive, welche Themen des Stilllebengenres andeuten.
Thomas Scheibitz
Day and NIght, 2010
MDF, Plexiglas, Wandfarbe, Neonröhren, Kerze, Kachel
211 x 67 x 55 cm
© Sprüth Magers Berlin London
Thomas Scheibitz Day and Night von 2010 stellt eine Lichtskulptur aus Neonröhren dar, welche senkrecht auf einem schwarzen Quader positioniert sind. Mittig in diesen Quader ist ein kreisförmiger Hohlraum geschnitten, in dem sich eine Kerze befindet. Die Neonröhren strahlen in verschiedenen Farben Eigenlicht aus, dennoch wirkt die Neonformation wie plastische Lichtstrahlen der Kerze, die durch den Quader hindurch nach oben leuchten. Durch die Verwendung verschiedener Lichtquellen, sowohl des künstlichen Lichts der Neonröhren, als auch des natürlichen Lichts der flackernden Kerze, erscheint das Gesamtlicht dynamisch, bewegt man sich um die Skulptur herum. Scheibitz Lichtskulptur vermittelt den Eindruck eines neuzeitlichen Laterna Magica-Zitats.
Julia Schmidt
untitled, 2010
slide projection
© Casey Kaplan Gallery, NY
Opening out from an index of found images and captured mise-en- scène , Untitled, 2010 collapses disparate contexts into a unique constellation of signs. The slide sequence traces an obsessive sifting through the ruins of ideological and aesthetic designations and orbits around (instrumentalized) notions of value and labor.
Megan Francis Sullivan
“Guernica (Studies 1,2,3)”, 2010
Photocopy and Stick-it note
Series of 3, each 21 cm x 29,7 cm (framed 30 cm x 42 cm)
© Freymond-Guth & Co Fine Arts, Zurich, Switzerland
Die Arbeiten von Megan Francis Sullivan beruhen auf Vorlagen aus einem Schwulenmagazin aus den 1970er Jahren, auf denen nackte Männer vor einer Reproduktion des Gemäldes Guernica von Pablo Picasso posieren. Die Künstlerin, die sich in ihren Arbeiten häufig auf die Rollenbilder von Männlichkeit bezieht, interessiert sich für Bilder und ihre Befreiungsgeste. Sie überdeckt jedoch die Geschlechtsteile mit Post-it-Stickern, einerseits um die Aufmerksamkeit auf die Inszenierung der Körper zu richten, andererseits als spielerischen Kommentar auf die Markierung von Geschlechteridentitäten.
Peter Welz
architectural device for a video sculpture / model [casa malaparte]
DVD [loop] | Projektion auf Beton, Glas , angeschliffene Ausstellungswand
Größe variabel, je Glasscheibe 100 cm x 140 cm
© The Artist / galleria fumagalli /galeria senda
Die in der BelEtage ausgestellte Videoskulptur von Peter Welz stellt eine architektonische Leinwand für eine Videoprojektion dar. Die Mischung aus weichem angeschliffenem und transparentem Glas lässt eine vielschichtige Projektionsfläche entstehen. Die Glaswände sind schwarz umrandet, was den Betrachter die Installation als Leinwand wahrnehmen lässt, während der skulpturale Charakter der Arbeit jedoch bestehen bleibt. Man blickt durch das Glas, wie durch ein Fenster, auf die Projektionsfläche, die wiederum eine Art Fenster darstellt, durch welches man auf die Welt des Films schaut. Welz Arbeit könnte als installative Variante des finestra aperta erschlossen werden, welche die Idee des offenen Fensters zur Welt mit Hilfe verschiedener Medien reflektiert.
Florian Zeyfang
film beleuchter streik letztes jahrhundert hollywood, 2007
Diaprojektion, 81 Dias
Größe variabel
Courtesy: the Artist
“film beleuchter streik letztes jahrhundert hollywood” erzählt eine kleine surrealistische Geschichte über das Filmemachen. Schwarz-weisse Aufnahmen von einem Filmset in Berlin mit seiner hektischen Betriebsamkeit, Straßenaufnahmen in einer osteuropäischen Metropole, oder Bilder von der Premiere eines Films wechseln mit lakonischen und seltsam dramatischen Textausschnitten und Notizen: “Während der drei Drehtage: Regen, warmes Wasser, das blutrot eingefärbt werden muss und im letzten Drittel von Blut in Schnee übergeht!“ Die Abfolge der Dias erzeugen eine langsame, traumhafte Sequenz, innerhalb derer ein Betrachter bald anfängt seinen eigenen mentalen Film zu entwickeln. Die Offenheit des quasi-dokumentarischen, aber narrativ aufgeladenen Ablaufs lässt Spielraum für alle möglichen Projektionen. Die Herkunft der Zwischentexte ist nur schwer zu erahnen: Sie stammen aus dem Produktionsplan einer der wichtigsten Buchverfilmungen der jüngeren deutschen Geschichte: Berlin Alexanderplatz (1980) von Rainer Werner Fassbinder.